Ungarisch gilt für viele Menschen als schwer zu erlernen, hauptsächlich wegen seiner einzigartigen grammatikalischen Struktur und seiner ungewöhnlichen Aussprache. Weltweit gibt es etwa 7000 Sprachen, die in etwa 200 existierende Sprachfamilien eingeordnet sind. Ungarisch wird von etwa 13 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, in Europa ist Ungarisch die 14. meistgesprochene Sprache.
Herkunft: Ungarisch ist eine finno-ugrische Sprache, Teil der uralischen Sprachfamilie mit Finnisch und Estnisch, die sich deutlich von anderen, uns bekannten europäischen Sprachen unterscheidet, da diese überwiegend zur indogermanischen oder slawischen Sprachfamilie gehören.
Grammatik: Ungarisch hat eine komplexe Grammatik, die eine ganz andere Denkweise erforderlich macht, als die des Deutschen. Ungarisch ist eine agglutinierende Sprache und drückt daher grammatische Funktionen durch Endungen, sog. Suffixe aus. So werden z.B. sämtliche Präpositionen im Deutschen zu Suffixen im Ungarischen. Es gibt auch mehrere Konjugationsarten für Verben, die je nach Modus, Person, Anzahl und Zeit variieren.
Vokabular: Die ungarische Sprache hat nur wenige Wörter, die aus anderen Sprachen leicht zu erkennen sind, sodass es länger dauert einem Gespräch folgen zu können und ein brauchbares Vokabular aufzubauen.
Aussprache: Ungarisch hat eine ungewöhnliche Aussprache, Betonung und Intonation sind einzig- und eigenartig, einschließlich einiger Laute, die im Deutschen nicht vorkommen.
Fehlen von verwandten Sprachen: Für Menschen, die nur (west)europäische Sprachen sprechen, kann Ungarisch sehr fremdartig wirken, da es keine eng verwandten Sprachen gibt, die als Grundlage für den Vergleich dienen könnten.
Über den Ursprung der ungarischen Sprache gibt es unterschiedliche Theorien und auch immer Streit zwischen Experten. Dies liegt vor allem an ihrer Alleinstellung bei vielen Sprachbesonderheiten, die sich in anderen Sprachen Europas nicht wiederfinden.
Weitere Besonderheiten sind zum Beispiel
- die Reihenfolge der Namen, da im Ungarischen zuerst der Nachname und dann der Vorname genannt wird.
- Auch die Reihenfolge beim Datum (Jahr, Monat, Tag) und der Adresse ist umgekehrt (Stadt, Straße, Nummer).
- Ungarisch ist eine sog. Singularsprache, das bedeutet, dass man generell Singular verwendet wird anstelle des Plurals, wie zB bei Körperteilen (kéz, láb, szem, haj) oder Kleidungsstücken (zokni / csizma / cipö / farmer), die Paare sind.
Ungarisch ist eine schwierige Sprache, nicht nur weil ihr Wortschatz von englischen Einflüssen relativ "rein" gehalten wurde, sondern auch aufgrund vieler ungewohnten Konstrukte, die in anderen europäischen Sprachen nicht existieren und Lernenden daher sehr fremd vorkomme, was beim Lernen ein richtiges Umdenken erforderlich macht.
Es gibt durchaus einige österreichische Wörter aus der Zeit der Monarchie, die im Ungarischen bis zum heutigen Tag verwendet werden. Anbei eine kleine Auswahl der Austriazismen im Ungarischen mit deutscher Übersetzung.
Wie auch einige Spiegelübersetzungen aus dem Deutschen ...
... und aus dem Österreichischen :-)
Die ungarische Aussprache kann für Nicht-Muttersprachler schwierig sein, da es viele Laute gibt, die im Deutschen zwar nicht vorkommen, jedoch im Italienischen, Französischen und Russischen vorhanden sind. Hier sind einige wichtige Merkmale der ungarischen Aussprache.
Dafür ist Ungarisch eine lauttreue Sprache, was bedeutet, dass fast alles genauso ausgesprochen wird wie es geschrieben ist.
Betonung: Im Ungarischen wird stets die erste Silbe betont, jedoch muss man die Länge der Vokale beachten.
Kurze und lange Vokale: Ungarisch hat 14 Vokale, darunter lange und kurze Varianten von a, e, i, o, u und ü.
Die Aussprache der langen Vokale sind deutlich länger als ihre kurzen Gegenstücke: á, é, í, ó, ö, ü. Lange Vokale weisen sog. diakritische Zeichen auf, die man auch als Strich, Akzent oder Akut nennen kann. Diese können auf einzeln (á, é, í, ó) oder doppelt (ö, ü) auftreten. Die Länge eines Vokals kann die Bedeutung des Wortes verändern, es ist daher äußerst wichtig, sie richtig auszusprechen.
Doppelte Konsonanten: Ungarisch hat einige außergewöhnliche Buchstabenkombinationen, wie cs, gy, ny, ly, ty, sz, zs, die nebeneinanderstehend eine besondere Aussprache haben.
Dialekte in Ungarn
Obwohl es im Ungarischen strenggenommen keine Dialekte wie in Österreich existieren, dennoch gibt es geringfügig regionale Abweichungen in der Aussprache, wie auch im Wortschatz.
Typisches Beispiel für den Lautbestand ist die starke Lautverschiebung vom e zum ö (z.B. szem --> szöm, fel --> föl) in Szeged und Umgebung, bzw. im
sogenannten westlichen Dialekt in den Komitaten Győr-Moson-Sopron, Vas, Zala und Veszprém, der zwischen dem geschlossenen ë und eines sehr offenen
e unterscheidet.
Ungarisch ist eine sog. Sprachinsel in Europa, wie Albanisch und Baskisch auch. Das bedeutet, es gibt keine mit Ungarisch verwandten Sprachen, ausser vielleicht Estnisch bis zu einem gewissen Grad, wobei sich Estnisch- und Ungarischsprechende trotz grammatikalischer Ähnlichkeiten überhaupt nicht verstehen.